Greenpeace und REACH

Wir möchten auf die Thematik, ob die EU-Chemikalien-Verordnung REACH (engl. Akronym für: Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) zu mehr Tierversuchen führt, näher eingehen.
Zunächst möchten wir betonen: Greenpeace ist gegen Tierversuche!

Hier sind unsere Antworten zu einer den häufigsten Fragen, die uns zu REACH gestellt werden:

Warum unterstützt Greenpeace die Durchsetzung der EU-Chemikalien-Verordnung REACH?

Gegenwärtig sind in der EU zehntausende Chemikalien auf dem Markt, ohne dass eine ausreichende Prüfung dieser Stoffe auf ihre Gefährlichkeit durchgeführt wurde. Viele dieser Stoffe werden in die Umwelt freigesetzt, gelangen in die Nahrungskette und werden vom Menschen und Tieren aufgenommen. Hierzu gehören Substanzen mit einem hohen Schädigungspotential für Menschen, Tiere und Umwelt.

So wird faktisch die gesamte Tierwelt einem einzigen großen Tierversuch mit einer Unzahl von Chemikalien unterworfen. Schwere Schäden bei vielen Wildtieren und beim Menschen werden durch diese Chemikalien hervorgerufen. In der Nahrungskette von Pflanzen über Fische bis hin zu Säugetieren reichern sich so ganze Chemiecocktails an und schädigen unter anderem die Fortpflanzungsfähigkeit. Manche Tierarten werden durch Umweltchemikalien bis an den Rand der Ausrottung gebracht.

Ein Beispiel: Vor kaum 30 Jahren stand der Wanderfalke in Deutschland praktisch vor dem Aus. Das Insektizid DDT war schuld daran, dass viele Eier unbefruchtet blieben oder beim Brüten zerbrachen. Mittlerweile sind die Bestände zwar wieder auf 600 Brutpaare angewachsen. Doch die chemische Keule droht bereits wieder zuzuschlagen: Erst kürzlich wurden hohe Konzentrationen von bromierten Flammschutzmitteln in den Eiern von Wanderfalken entdeckt. Diese Chemikalien stehen im Verdacht, die Fortpflanzung zu stören und das Immunsystem zu schwächen.

Greenpeace fordert deshalb - wie auch andere führende Umwelt- und auch Tierschutzverbände -, dass in Zukunft keine Stoffe mehr in die Umwelt freigesetzt werden, die eine solche Gefahr darstellen. Diese Forderung stellen wir aus Vorsorgegründen, denn das gegenwärtige Chemikalienrecht versagt beim Schutz von Menschen und Umwelt. Diese Forderung stellen wir auch bei Stoffen, die bislang nicht ausreichend geprüft wurden. Aus diesem Grund unterstützt Greenpeace die EU-Chemikalien-Verordnung REACH. Sie soll fehlende Daten über Zehntausende von Chemikalien liefern, die in Umlauf sind, aber nie ausreichend auf ihre Gefährlichkeit für die Gesundheit der Verbraucher und der Umwelt geprüft wurden. Die Prüfung ist nicht nur für den Menschen, sondern auch für den Tier- und Umweltschutz unerlässlich.

Fordert Greenpeace mit der Unterstützung von REACH einen Zuwachs an Tierversuchen?

Auf gar keinen Fall! Die Sicherheitsdaten für Chemikalien, die Greenpeace (und übrigens auch das Bundesinstitut für Risikobewertung) fordern, sind Daten, die gerade NICHT aus zusätzlichen Tierversuchen, sondern aus tierversuchsfreien Tests - inVitro-Zelltests, Biodegradationstest usw. - gewonnen werden können. Nicht umsonst werden diese unsere Forderungen von Tierschutzverbänden unterstützt. Außerdem können über Offenlegung vorhandener Daten und deren gemeinsame Datennutzung der Hersteller und Importeure (Data-sharing über Datenpools) viel Information gewonnen und Tierversuche vermieden werden.

Ist REACH eine Verordnung um unnötige Daten zu sammeln?

Nein, bei REACH geht es keinesfalls darum, unnötige Daten über bereits bekannte Gifte zu sammeln: Diese Stoffe sollten nicht erst getestet werden, sondern direkt vom Markt genommen werden. Allerdings beweisen immer neue Chemieskandale, dass gefährliche Eigenschaften entweder erst nach Jahren in ihren Folgewirkungen sichtbar werden oder durch neuere Forschung überhaupt erst als gefährlich erkannt werden. Für rund 96 Prozent der am Markt befindlichen Chemikalien gibt es bis heute keine oder nur unzureichende Daten über ihre Gefährlichkeit für Mensch, Tier und Umwelt!

Greenpeace setzt sich dafür ein, dass Tierversuche für die Prüfung von Chemikalien schnellstmöglichst durch alternative Testverfahren ersetzt werden bzw. durch die Anwendung des Vorsorgeprinzips gänzlich überflüssig werden. Weitere Informationen zu unseren Forderungen an die EU-Chemikalienpolitik finden Sie unter www.greenpeace.de/chemie

Auf unserer Homepage finden Sie weitere Informationen zu REACH unter folgendem Link:
http://www.greenpeace.de/themen/chemie/nachrichten/artikel/reach_ein_fauler_kompromiss/

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