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Pressearchiv 2009 - 16.02.2009 Ethisch vertretbare Testmethoden ohne Kälberserum als Nährstoff
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16. Februar 2009
Futter für Zellkulturen
Ethisch vertretbare Testmethoden ohne Kälberserum als Nährstoff
Traditionell werden Zellkulturen mit sogenanntem fetalen Kälberserum
ernährt. Unbetäubten, ungeborenen Kälbern wird eine Nadel ins Herz
gestochen, um das Blut abzuzapfen. Schätzungen gehen von ein bis zwei
Millionen Kälbern jährlich aus. Dass Zellkulturen auch ohne Kälberserum
wachsen können, zeigt eine jetzt veröffentlichte Liste der britischen
Organisation Focus on Alternatives. Sie enthält über 300 Nährmedien für
37 verschiedene Zelllinien.
Zellkulturen ersetzen bei Giftigkeitsprüfungen von Chemikalien und in
vielen anderen Bereichen bereits Tierversuche. »Dass die Ernährung der
Zellen mit Tierleid einhergeht, ist vielen Wissenschaftlern und auch der
Öffentlichkeit gar nicht bewusst«, erklärt Dr. med. vet. Corina
Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim bundesweiten Verein Ärzte
gegen Tierversuche. Um die Zellen am Leben zu halten, wird eine
Flüssigkeit mit verschiedenen Nährstoffen zugesetzt. Diese enthält meist
fetales Kälberserum.
»Trächtigen Kühen wird unmittelbar nach dem Schlachten, die Gebärmutter
mit dem Fetus entfernt«, so Gericke. »Dem noch lebenden Kalb wird eine
dicke Nadel zwischen die Rippen durch Haut und Muskeln direkt in das
schlagende Herz gestoßen. Das Blut wird abgesaugt, bis das Tier blutleer
ist und stirbt.« Weltweit werden so jedes Jahr etwa ein bis zwei
Millionen Kälber zu Tode gebracht. Zum Teil werden sogar extra Kälber
für diesen Zweck gezüchtet. »Die Wissenschaft ist sich heute sicher,
dass ungeborene Säugetiere Schmerz empfinden können«, weiß die
Tierärztin.
Zahlreiche Firmen bieten heute kommerziell Zellkulturmedien ohne fetales
Kälberserum an. »Focus on Alternatives«, ein Zusammenschluss
verschiedener britischer Organisationen, die im Bereich
tierversuchsfreie Forschung tätig sind, hat jetzt eine Liste mit über
300 Nährmedien für 37 Zellkulturlinien veröffentlicht. Einige dieser
Nährflüssigkeiten enthalten Substanzen aus dem Blut erwachsener, auf dem
Schlachthof getöteter Tiere. Die meisten kommen jedoch vollständig ohne
tierische Bestandteile aus. Sie enthalten verschiedene Salze,
Aminosäuren, Vitamine und Pflanzenstoffe in unterschiedlicher
Zusammensetzung. Laut Ärzte gegen Tierversuche ist dies ein wichtiger
Schritt hin zu einer ethisch vertretbaren Forschung.
Weitere Informationen:
Liste von Focus on Alternatives